Es ist ja immer so ne Sache: will man am Urlaubsort die gewohnte Kost vernaschen oder will man inspizieren, was regional Land und Leute so zu bieten haben? Und da gibt es noch so einiges, was einem in die Quere kommen kann. Was uns bei unserem kulinarischen Bestreben bei unserem Kurzurlaub in der finnischen Stadt Tampere widerfuhr und all das andere erfahrt ihr jetzt und hier und heute.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
„Heidi’s Bier-Bar“: iss nich wahr, oder?
Man spricht dort sogar Deutsch! Insofern kann man sich da sofort recht zuhause fühlen. Und die Speisen könnten auch alle auf einer heimischen Speisekarte stehen. Also für jemanden, der sein SchniPoSa an allen Orten der Welt braucht, ist man hier gut bedient. Wer jetzt allerdings denkt, dass in „Heidi’s Bier-Bar“ scharenweise die deutschen Touris sitzen und schniposieren, der täuscht sich gewaltig. Die Finnen sind es, die sich dort heimisch fühlen. Ob die Erinnerung an einen Deutschland-Urlaub dazu treibt, das weiss ich auch nicht. Es ist aber so. Habe selbst ein paar von Heidi’s Gästen angequatscht und abgecheckt. Für alle, die es noch nicht wissen: SchniPoSa ist das Fachbegriff für Schnitzel/Pommes/Salat.
Mäckes in Tampere
Nein, auch der Mäckes gehört in Tampere nicht zu den Orten, an denen finnische Kochkunst zelebriert wird. Ich habe ihn mir aber aus sehr gutem Grund mit auf meine ToVisit-Liste gesetzt. Ich hatte mir nämlich vor der Reise bei Mein Deal reichlich McDonalds Gutscheine besorgt und plante einen heimischen Leckerbissen bei Mäckes in mein lukullisches Programm für Tampere mit ein.
Womit ich nicht gerechnet habe, das ist, dass die Gutscheine nur in Deutschland gültig sind. Ich habs bemerkt. Hab mich geärgert. Aber dann hab ich mir zwei BigMäcs reingestellt und war happy. Damit war denn auch meine Mäckes-Injektion für Juni klargemacht.
Was isst denn so der Finne, wenn er essen geht?
Tja, das fragt man sich so, nicht wahr? Also Mäckes steht ziemlich oben auf der Liste, das habe ich selbst beobachtet. Einige weitere Beobachtungen zur finnischen Esskultur haben wir dann bei unseren Ausflügen in der Stadt gemacht.
-
Chicken Wings und so
Hühnerteile mögen die Finnen ganz klar. Man begegnet den Teilen permanent beim Gang durch die Stadt. In der Shopping-Mall „Koskikeskus“ zum Beispiel gibt es das „Los Pollos“, dort gibt es wie der Name schon sagt alles vom Hahn und Huhn. Unser Ding war das jetzt grade nicht (wir wollten ja eigentlich „Finnisch Essen“), da sind wir mal weitergezogen – wurden an anderer Stelle fündig.
Ja, also mit den Chicken Wings ist man eher nicht typisch finnisch unterwegs. Aber wir haben dann doch mal an einer solche Wings-Station Rast gemacht. Der Grund? Man kann beim „Hook“ draußen sitzen. Man sitzt da in einem Hof, der ringsum von stylischem Industriegemäuer aus rotem Backstein eingeschlossen ist. Das ist ein obernettes Ambiente.
Drinnen ist das „Hook“ wie eine echte Piratenhöhle dekoriert. Jack Sparrow war nicht da, hätte sich hier aber sehr wohlgefühlt. Wir blieben aber ob der Temperaturen und des schnieken Hofs lieber draußen.
Was gabs zu futtern? Wir orderten zwei Salate mit „Chicken breast“ und noch eine Portion „8er Chicken Wings“ on top. Letztere hatte ich nur zur Kontrolle geordert, denn man weiß ja nie, was in anderen Ländern so unter „Chicken Wings“ verkauft wird. Ich war etwas neugierig. Und eigentlich wollten wir ja finnisch essen, nur um es nochmal zu sagen. Das Resultat war:
- Fünf Sterne
für die sehr, sehr leckeren Chicken Wings und die beigefügte „Ranch“ Sauce. Die Wings kamen in der Sauce schwimmend an und waren perfektestens gebrutzelt. - Drei Sterne
für den Convenience-Salat. Warum? Na, der war nicht „marktfrisch“ vom Tag, wie es in guten deutschen Lokalen üblich ist. Und er war lieblos in Schnipsel gehobelt. Das hat sowas von Altenheim. Die Chicken Breast obendrauf war lecker, kam sicher vom gleichen Lieferanten wie der Salat. Also auch nicht so ganz frisch und eben nicht so der Oberburner. - Fünf Sterne
für das KAFF. Was ein KAFF ist? Ich kannte das vorher auch nicht, aber die Bedienung sagte, es sein ein total bekanntes und beliebtes finnisches Bier. Finnisches Essen war noch nicht, aber Finnisch Trinken in Tampere schon! 0,4l gabs und das kam im geeisten Glas! - Einen Stern
für den grottigen Service. „We have a big group inside the restaurant“ stammelte die Servicekraft. Ich war ja auch übermütig und fragte bereits nach einer Stunde Wartezeit, wo denn das Essen bleibt. Bei anderen Gästen wurde auch fleißig aufgetragen, obwohl die nach uns kamen. Also stark optimierungswürdig, der Service. - Neutral
Für den Riesen-Fußball-Screen im Hof. Wir sind jetzt nich so die Fußballfans, deswegen will ich nicht lästern. Einige Gäste kamen schon eher aus der Sportlerfraktion und fanden das sehr cool. Für mich als Nicht-Fußballer (Die 05er liebe ich natürlich über alles! Nicht falsch verstehen!) hat es ned so viel gebracht.
Wie lautet mein Fazit der Chicken Orgie? Mit etwas Distanz zu dem eindrucksstarken Service-Erlebnis ist es schon okay. Wird ja sicher nicht jedes Mal so ein. Für mal eben zwischendurch ein paar Hähnchenteile reinzupfeifen, ist es voll okay. Der nächstgelegene Kentucky Fried Chicken ist 240km entfernt. Da hat man wenig Alternativen.
- Fünf Sterne
-
Und die Burger!
ja, Burger mag er auch, der Finne. Bei Mäckes und auch aus den richtigen Burgerläden. Da wird nämlich in Tampere das Burgern zelebriert. Im Zentrum von Tampere gibt es eine sehr, sehr leckere Burgerfarm: das „Friends & Brgrs“. Es wird mit 4,2 Sternen in 1.622 Google-Rezensionen bewertet. Joah. Spricht für sich, oder?
Was kostet der finnische Burger?
- Double Cheese Brgr (17,90)
2 x 110 g frisches Rindersteak, Cheddar-Käse, Salat, Zwiebel, Friend’s Mayonnaise - Cheese & Onion Brgr (13,90)
Frisches Rindersteak, Cheddar-Käse, Salat, karamellisierte Zwiebeln, Friend’s Mayonnaise - Original Chipotle Brgr (14,90)
Frisches Rindersteak, Cheddar-Käse, Salat, Pico de Gallo, Chipotle-Mayonnaise< - Chicken Brgr (14,90)
Glasiertes Hähnchenfilet, Rucola, Rösttomate, karamellisierte Zwiebel, Aioli-Mayonnaise - Vegan Brgr (13,90)
Hausgemachtes veganes Steak, eingelegte rote Zwiebel, Ofentomate, Salat, vegane Aioli-Mayonnaise - Classic Brgr (13,90)
Frisches Rindersteak, Cheddar-Käse, Salat, Tomate, Ketchup, Senf, Zwiebel, Friend’s Mayonnaise
Nein, zum Sparen sollte man da nicht hingehen,. Aber man muss auch wissen, dass das Preisniveau für aushäusiges Essen in Finnland etwa 20% über dem deutschen Niveau liegt. Das „Friends & Brgrs“ war jedenfalls proppenvoll. Wieder kein „Finnisch Essen“, aber der Duft, der zur Tür rauskam, war schon mega verführerisch!
- Double Cheese Brgr (17,90)
-
Mediterrane Küche!
Die Küche des Mittelmeers ist nicht nur bei uns Deutschen angesagt. Auch der Finne lässt sich von den hinterhältigen Gaumenschmeichlern umgarnen und einfangen. Dabei spreche ich nicht von Pizza, Pane & Co. Pizzabäcker gibt es hier in Tampere ebenfalls zu Hauf. Ich spreche von den Mittelmeeranrainern an den Küsten Nordafrikas und Kleinasiens, von Griechenland, tjaja!
Mit der „Bar & Restaurant DINING 26“ in der Aleksanterinkatu 26 ist uns ein Tempel dieser Glaubensrichtung begegnet. Hier hat es Spezialitäten aus all diesen Ländern entlang der unendlichen Mittelmeerküste. Von Nordafrika bis zum Nahen Osten ist fast alles mit von der Partie. Thunfisch, Tsatsiki, Pita und Aioli liest man häufiger auf der Speisekarte, aber auch ein Black Angus Steak. Das Steak ist nicht ausgesprochen mediterran, aber höchst verlockend.
Kardamom und Pistazien wird zitiert und liegt im Restaurant in der Luft. Das hat was von einem Hauch von Basar und Orient. Ein Hauptgericht (ohne Beilagen) ist hier für über 30 Euro zu haben. Wie schon oben gesagt: in Tampere muss man etwas tiefer in den Säckel greifen.
Zuhause wird finnisch gegessen. Jetzt haben wir’s!
Wir haben uns ja schon gefragt, ob der Finne kein Bedürfnis nach heimischer Kochkunst hat, wenn er sich mit Freunden zum Essen trifft. Mehr durch Zufall als durch planvolles Handeln kamen wir der Sache auf den Grund. In einer Buchhandlung entdeckten wir den Fingerzeig des Schicksals: Kochbücher mit all den Gerichten, die man von Omma zu Muttern weitervererbt hat. Und da wurde es uns schnell klar: der Finne zelebriert die kulinarischen Traditionen am heimischen Herd, im engsten Freundeskreis.
Fazit: Wo geht „Finnisch Essen in Tampere“ wirklich?
Um ehrlich zu sein: wir haben es nicht entdecken können. Den Lachs in der Hotel-Bar rechne ich nicht dazu, auch wenn er lecker war. Bei unserem nächste Besuch von Tampere werde ich ausgiebige Recherchen vorauslaufen lassen. Anders ist dem Thema wohl nicht beizukommen.
Wenn es euch auch nach Tampere verschlägt, empfehle ich dennoch das zu kosten, was angeboten wird. Man kann hier sehr lecker essen. Nicht finnisch, aber köstlich!