Barrierefreie Ferienwohnung: Checkliste

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Rund 80 Millionen Menschen in der EU benötigen eine barrierefreie Ferienwohnung für ihren Aufenthalt. Doch Rollstuhlfahrer, Blinde und Gehörlose haben noch mit anderen Problemen als nur mit Treppen zu kämpfen.

Barrierefreie Ferienwohnung: Immer und überall verfügbar?

Mittlerweile gilt eine barrierefreie Ferienwohnung als etabliert und es gibt kaum einen Vermieter oder ein Hotel, welches keine Option für Rollstuhlfahrer anbietet. Menschen mit Behinderung werden hier gern ebenerdig einquartiert. Doch die Wohnung mit barrierefreier Dusche, Utensilien in gut erreichbarer Höhe und dem Verzicht auf Türschwellen ist nur ein Problem, das noch leicht gelöst werden kann. Ein Beispiel: Ein Vermieter an der Ostsee bietet für Behinderte zwei Unterkünfte im Erdgeschoss an. Die Tür ist schön breit, auch innen ist wunderbar viel Platz.

Der Vorplatz vor dem Haus ist mit Kieselsteinen ausgelegt. Dass hier kein Rollstuhl durchfahren kann, ohne stecken zu bleiben, wurde geflissentlich übersehen. Fazit: Eine barrierefreie Ferienwohnung ist theoretisch vorhanden und kann auch bei den Internetangeboten entsprechend vermarktet werden. Praktisch ist der Weg vom Parkplatz zu der Wohnung aber nicht zu meistern. Ziel verfehlt.

Ein anderes Problem stellt sich im Innenbereich vieler Gästehäuser dar. Die untere Etage der Ferienwohnung ist barrierefrei gestaltet, dann aber führt eine Treppe in das Obergeschoss. Familien machen hier getrennt Urlaub? Eine Trennungsmöglichkeit, falls sich ein Paar gestritten hat? Warum die Treppe nicht mit einem Sitzlift für das barrierefreie Wohnen im Urlaub versehen wurde, versteht wohl nur derjenige, der die Finanzen im Blick hat.

Es ist leider eine Tatsache, dass viele Hotels diese Investition scheuen und keine umfassenden Umbaumaßnahmen vornehmen lassen. Dabei ist das zu kurz gedacht, denn angesichts der Anzahl an Personen, für die eine barrierefreie Ferienwohnung infrage käme, würde sich die Investition rasch wieder amortisieren. Dabei können natürlich nicht nur Urlauber aus Deutschland angesprochen werden, sondern die oben genannte Anzahl der Personen in der Zielgruppe bezieht Menschen aus der gesamten Europäischen Union ein.

Infografik Barrierefreier Tourismus: "Was wünschen sich Menschen mit Behinderung im Urlaub?"

Infografik Barrierefreier Tourismus: „Was wünschen sich Menschen mit Behinderung im Urlaub?“

Dabei ist das zu kurz gedacht, denn angesichts der Anzahl an Personen, für die eine barrierefreie Ferienwohnung infrage käme, würde sich die Investition rasch wieder amortisieren. Dabei können natürlich nicht nur Urlauber aus Deutschland angesprochen werden, sondern die oben genannte Anzahl der Personen in der Zielgruppe bezieht Menschen aus der gesamten Europäischen Union ein.

Eine barrierefreie Ferienwohnung finden: Eine Checkliste

Damit sich die Spreu vom Weizen trennt, kann die folgende Checkliste dabei helfen, eine barrierefreie Ferienwohnung zu finden:

  • Gibt es Hindernisse? Eingangsbereich, Räumlichkeiten und Treppenhäuser checken, eventuell im Hotel nachfragen
  • Sind Aufzüge oder Treppenlifte vorhanden?
  • Breite von Türen und Fluren sowie üblichen Durchgängen? Evtl. erfragen
  • Ebenerdige Dusche vorhanden?
  • Haltegriffe neben der Badewanne und Toilette?
  • Bei Bedarf: Sind Pflegebetten vorhanden und wenn ja, in welcher Höhe?
  • Wie sind Fenster, Türen und Schalter sowie Steckdosen erreichbar?
  • Barrierefreier Zugang zum Wellness- und Essbereich?
  • Separates Zimmer für evtl. mitreisende Betreuungsperson vorhanden?

Nur selten finden sich all diese Angaben auf den Internetseiten der Anbieter, daher sollten Sie vor dem Buchen unbedingt diesbezügliche Auskünfte einholen. Dabei bitte verschiedene Unterkünfte in Betracht ziehen, damit Sie am Ende die Ferienwohnung wählen können, bei der wirklich alles passt. Ist die Entscheidung für eine Unterkunft gefallen, muss diese unbedingt reserviert werden. Das gilt insbesondere dann, wenn es im Haus nur wenige barrierefreie Unterkünfte gibt.

Eine Spontananreise kann hier oft nach hinten losgehen! Das gilt auch für Freizeitaktivitäten vor Ort. Zum Beispiel muss auf dem Schloss Neuschwanstein der Aufzug vorher reserviert werden, damit er nach der Ankunft zum Schloss vom Rollstuhlfahrer genutzt werden kann. Angegeben werden mindestens drei Stunden als Vorreservierung. Wer das nicht beachtet, kann leider nicht auf den Turm gelangen.

Rund 80 Millionen Menschen in der EU benötigen eine barrierefreie Ferienwohnung für ihren Aufenthalt. ( Foto: Shutterstock- Robert Kneschke )

Rund 80 Millionen Menschen in der EU benötigen eine barrierefreie Ferienwohnung für ihren Aufenthalt. ( Foto: Shutterstock- Robert Kneschke )

Planung der barrierefreien Reise

Um herauszufinden, was Barrierefreiheit bedeutet, muss nicht nur die Ferienwohnung genauer betrachtet werden. Auch die Anreise selbst muss genau geplant werden, vor allem, wenn mehrere Personen reisen, wobei das auch gilt, wenn nicht alle eine Behinderung haben. Sie können sowohl mit dem Bus, mit der Bahn oder mit dem Flugzeug reisen, bei näheren Zielen in Deutschland ist das Auto meist eine bessere und bequemere Wahl. Wichtig: Wenn Sie nicht mit dem Auto reisen, sollten Sie die Größe des Rollstuhls sowie den Grad und die Art der Behinderung angeben, damit Ihnen ein entsprechender Platz zugewiesen werden kann.

Für die gesamte Mobilität zum Urlaub und vor Ort hilft diese Checkliste:

  • Flug rechtzeitig buchen und zeitig vor Ort sein: Rollstuhlfahrer können die Sicherheitskontrolle im Sitzen durchführen lassen, außerdem werden sie meist zuerst ins Flugzeug begleitet
  • bei Busreisen Veranstalter nach Lift für Rollstuhlfahrer fragen
  • bei Buchung eines Mietwagens: auf Stauraum für Rollstuhl und Rampe achten
  • Behinderten-Parkausweis mitnehmen!
  • Kann im Notfall vor Ort ein Rollstuhl gemietet werden? Wo?
  • Freizeitaktivitäten buchen

Da Sie im Urlaub etwas erleben wollen, sollten Sie nicht nur auf die barrierefreie Ferienwohnung schauen, sondern auch auf die Angaben zu möglichen Freizeitaktivitäten. Liegen diese in der Nähe der Unterkünfte? Wie gelangen Menschen mit Behinderung dorthin? Sind die angebotenen Aktivitäten und Einrichtungen wie Museen und Galerien barrierefrei? Gibt es barrierefreie Restaurants und Cafés vor Ort?

Wichtiges Detail: Nicht alle Menschen haben die gleiche Behinderung. Unterziehen Sie daher die anvisierte Unterkunft je nach Art Ihrer Einschränkung einer genauen Analyse. Rollstuhlfahrer brauchen ausreichend breite Durchgänge und Türen, müssen alles in niedriger Höhe gut erreichbar haben. Gehörlose benötigen optische Lichtsignale, damit sie sich beispielsweise per Klingel bemerkbar machen können. Außerdem sind induktive Höranlagen wichtig.

Blinde hingegen profitieren von taktil erfassbaren Bodenindikatoren und Leitstreifen sowie akustischen Informationen. Menschen mit Behinderung, die einen Hund mitbringen, müssen diesen natürlich unterbringen können, daher muss der Hund explizit erlaubt sein. Manche Unterkünfte schließen Tiere aber generell aus.

Wichtiges Detail: Nicht alle Menschen haben die gleiche Behinderung. Unterziehen Sie daher die anvisierte Unterkunft je nach Art Ihrer Einschränkung einer genauen Analyse. (Foto: shutterstock_ ALPA PROD)

Wichtiges Detail: Nicht alle Menschen haben die gleiche Behinderung. Unterziehen Sie daher die anvisierte Unterkunft je nach Art Ihrer Einschränkung einer genauen Analyse. (Foto: shutterstock_ ALPA PROD)

Anreise mit dem Flugzeug: Wichtige Kürzel für internationale Airlines

Wer barrierefrei mit Bus und Bahn anreisen möchte, hat damit meist deutlich weniger Probleme als bei der Anreise mit dem Flugzeug. Daher auch hier eine Checkliste mit Kürzeln, die beim Buchen des Fluges wichtig sind:

  • WCHR
    Wheelchair Ramp: Hilfe im Flughafenbereich wird benötigt, Vorfeldbus kann allein benutzt werden, Treppen sind überwindbar. Keine Hilfe im Flugzeug nötig.
  • WCHS
    Wheelchair Stairs: Starke Gehbehinderung liegt vor, Vorfeldbus ist nicht allein zu benutzen. Treppen sind nicht überwindbar, keine Hilfe im Flieger nötig.
  • WCHC
    Wheelchair Cabin: Fluggast ist gehunfähig, kann jedoch den Flugsitz nutzen. Keine Überwindung von Distanzen möglich.
  • STCHR
    Stretcher: Liegender Transport nötig.
  • BLND
    Fluggast ist blind.
  • DEAF
    Fluggast ist taub.
  • DEAF/MUTE
    Fluggast ist taubstumm.
Da Sie im Urlaub etwas erleben wollen, sollten Sie nicht nur auf die barrierefreie Ferienwohnung schauen, sondern auch auf die Angaben zu möglichen Freizeitaktivitäten. (Foto: Shutterstock- Akimov Igor )

Da Sie im Urlaub etwas erleben wollen, sollten Sie nicht nur auf die barrierefreie Ferienwohnung schauen, sondern auch auf die Angaben zu möglichen Freizeitaktivitäten. (Foto: Shutterstock- Akimov Igor )

Zusammenfassung: Checkliste für die barrierefreie Ferienwohnung

Die Anreise ist bereits eine Herausforderung für sich, die aber mit genügend langer Planung und Sorgfalt dabei gemeistert werden kann. Gut, wenn vor Ort die barrierefreie Ferienwohnung wartet und auch tatsächlich eine solche ist! Die folgende Checkliste hilft dabei, auf alle Punkte zu achten:

  • Unterkunft in Deutschland gebucht? Wenn nicht, auf Gültigkeit Behindertenausweis, Parkausweis etc. überprüfen
  • Buchen der Anreise sicher?
  • Mögliche Unterkünfte als Ausweichvariante, falls vor Ort etwas schief geht?
  • Barrierefreie Ferienwohnung gut erreichbar (auf Zufahrten achten)
  • Eigener Parkplatz bzw. Behindertenparkplatz vorhanden?
  • Stufenloser Zugang zum Foyer?
  • Ausreichend breite Eingangstür?
  • Behinderten-WC auch außerhalb der Zimmer vorhanden?
  • Breite Zugangstür Behinderten-WC?
  • Ferienwohnung oder Ferienhaus?
  • Treppenlift oder Aufzug vorhanden?
  • Breite Zimmertüren?
  • Schwellen an den Türen vorhanden?
  • Höhenverstellbares Bett?
  • Wie viel Platz ist neben dem Bett?
  • Platz vor und hinter dem Bett frei? Wie viel?
  • Balkon oder Terrasse zugänglich?
  • Breite Balkon- oder Terrassentür?
  • Schwelle durch Türschiene vorhanden?
  • Breite Badezimmertür?
  • Platz neben und vor dem WC?
  • Höhe des WC?
  • Haltegriffe an Wanne und WC vorhanden?
  • Bewegung im Bad möglich?
  • Dusche ebenerdig? Schwelle vor der Dusche?
  • Genügend Platz in der Dusche?
  • Duschhocker vorhanden?
  • Stufenlos erreichbarer Gemeinschafts-Speisesaal im Objekt vorhanden?
  • Pflegedienst vor Ort erreichbar oder im Hause?
  • Gestaltung weiterer Räumlichkeiten?
  • Freizeitmöglichkeiten barrierefrei?
Nicht alle Menschen haben die gleiche Behinderung. ( Foto: Shutterstock- BigMouse )

Nicht alle Menschen haben die gleiche Behinderung. ( Foto: Shutterstock- BigMouse )

Diese Checkliste kann Stück für Stück abgearbeitet werden, wobei sich die meisten Fragen bereits mit einem Telefonanruf beim Anbieter klären lassen. Besonders einfach geht das sicherlich bei Anbietern in Deutschland oder bei Vermietern, die der englischen Sprache gut mächtig sind. Bei Verständigungsproblemen sind Probleme vor Ort vorprogrammiert, weil Sie sich mit dem Vermieter nicht richtig verstanden haben.

Ein Missverständnis ist dann aber leider kein Grund, die Reise zu stornieren bzw. abzubrechen und eine Entschädigung zu verlangen. Es gilt daher, sich auf den entsprechenden Internetseiten der Anbieter gut über die Einrichtung zu informieren und sich auch die Bewertungen anderer Gäste anzuschauen. Gerade diese sind sehr vielsagend. Vorsicht jedoch vor unseriösen Bewertungen, die meist schon allein daran erkennbar sind, dass sie alle ähnlich klingen oder zum nahezu gleichen Zeitpunkt veröffentlicht worden sind.

Generell sind Checklisten für die Urlaubsvorbereitung sehr zu empfehlen und das auch dann, wenn nur zwei Personen reisen. Ist eine Person mit einer Behinderung dabei, ist das schon ausreichend, um auch das kleinste Detail planen zu müssen. Weitere Checklisten beschäftigen sich dann mit der Anreise, mit dem Packen und den Dingen, die unbedingt mitgenommen werden müssen. Auch hier unterscheiden sich Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Einschränkung von gesunden Reisenden.

Ein Rollstuhlfahrer muss zum Beispiel an Flickzeug für die Reisen denken, an eine kleine Luftpumpe oder an ein Reserverad. Werden ständig Medikamente benötigt, gehören natürlich auch diese in die Tasche und demzufolge zuvor auf die Checkliste.

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