„Wie kann die Natur nur so verträumt sein?“ Das möchte man sich beim Wandern an der Nahe zwischen Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein mehr als einmal fragen. Wer hier unvorsichtig ein paar Schritte tut und seinen Blick ins Grün schweifen lässt – womöglich noch tief einatmet – der läuft Gefahr, sich von der natürlichen Schönheit des Nahetals einfangen zu lassen.
Was bringt uns zum Wandern an der Nahe?
Ich will ehrlich sein. Es ist die Genusssucht. Am 8. und 9. Juni 2019 verheißt das Lebenslust: Gourmet- und Kunstfestival im Kurpark von Bad Münster am Stein irdische Freuden. Doch wer wie ich aus Mainz kommend mit dem Auto anreist, der beobachtet bereits beim Befahren der Salinenbrücke über die Nahe die Welle an Grün, die das Auge flutet.
Nach dem Verlassen der Brücke taucht man ein in eine Allee mit gefühlt hundert Jahre alten Bäumen, durch die sich die Strahlen der mittäglichen Sonne ihren Weg bahnen. Sonntag ist es und wir sind in Wochenendlaune. Es zieht uns auf den Parkplatz am Burgweg ( Google Maps öffnen ) und wir steigen aus. Die letzten zwo Kilometer legen wir zu Fuß entlang der Nahe zurück!
Wir nehmen per Pedes Kurs auf Bad Münster am Stein. Zwischen der Straße und der Nahe liegt der Naheradweg, der uns nach Bad Münster am Stein führen wird. Den nehmen wir. Er geleitet uns durch herrliches Grün zu den Gradierwerken im Salinental – Freiluftinhalatorium genannt. Links und rechts des Weges liegen Wildblumenwiesen. Unsere Städteraugen beginnen loszulassen und ein Stück innere Entspannung macht sich breit. Unsere Schritte werden kürzer und wir passen uns dem Glockenschlag der Natur an…
Die Gradierwerke im Salinental
In diesem Jahr wurde die Saison bereits am 25. März eröffnet. Die Gradierwerke im Salinental sind jetzt bis November in Betrieb. Und: ja, wenn uns die salzhaltige Luft umfängt und in unsere Lungen fließt, dann kommt ein Stück Meergefühl auf. Das spürt man. Und es tut sehr gut.
So ein Gradierwerk (auch Leckwerk genannt) diente einstmals der Salzgewinnung. Das Gradierwerk besteht aus einem Holzgerüst, welches mit Reisigbündeln (meist Schwarzdorn) bestückt ist. Indem Sole von oben durch die Reisigbündel hindurchgeleitet wird, verdunstet Wasser auf natürliche Weise und der Salzgehalt der Sole steigt. Verunreinigungen der Sole lagern sich an den Dornen ab. Dies erhöht die Qualität des so erzeugten Salzes. Die acht Bad Kreuznacher Gradierwerke haben übrigens eine Gesamtlänge von etwa 1.100 Metern.
Unser Weg führt entlang eines Gradierwerkes des Inhalationsparks Bad Kreuznach und leitet uns zur Nahe hin. An diesem Weg begegnet uns die alte Pumpenanlage, mit der früher die Sole im Gradierwerk nach oben gepumpt wurde. Ein eigener Triebswerksgraben führte hier den Wasserrädern das Antriebswasser zu, welche mit Schubstangen die Sole-Kolbenpumpen antrieb. Heute werden die Solepumpen elektrisch betrieben.
Mehr Infos zu den Gradierwerken findet man hier:
Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach GmbH
Kurhausstraße 22–24
55543 Bad Kreuznach
Mail: info@bad-kreuznach-tourist.de
Tel: +49 671 83600-50 oder -51
Unser Weg führt uns weiter an die Nahe. Nach dem Passieren des Gradierwerks biegen wir rechts auf den Fußweg nach Bad Münster am Stein, der uns entlang der Nahe führt. Der Weg ist links und rechts mit hohen, alten Bäumen bestanden, die uns Schatten spenden. Die Strahlen der Sonne blitzen hier und da zwischendurch und es fühlt sich wie Sommer an.
Wandern und Naturschutz: die Würfelnatter an der Nahe
Wandern an der Nahe bedeutet auch, auf die Belange der Natur Rücksicht zu nehmen. Hier leben seltene und vom Aussterben bedrohte Tierarten wir beispielsweise die Würfelnatter.
Die Würfelnatter (lateinisch: Natrix tessellata) zählt zu den ungiftigen und für den Menschen ungefährlichen Schlangen. Sie gehört der Familie der Nattern (Colubridae) und der Gattung der Europäischen Wassernattern (Natrix) an. Sie ist in Mitteleuropa extrem selten geworden, was man hier an der Nahe bei Bad Kreuznach kaum glauben möchte. Die wärmeliebende Art zeigte sich am Ufer der Nahe in knapp 25 Exemplaren. Sie wurde übrigens zum „Reptil des Jahres 2009“ gekürt.
Hier ist sie endlich: die Nahe
Wir nähern uns der Kanuabteilung des VfL 1848 Bad Kreuznach und der Weg verläuft nun in unmittelbarer Nähe der Nahe. Ein Trampelpfad führt ans Wasser. Wir nutzen die Gelegenheit und begrüßen den Fluss.
Die ersten Ausläufer von Bad Münster am Stein
Der historische Ortskern von Bad Münster am Stein besteht vorwiegend aus zweigeschossigen Häusern. Ein ganz bekanntes begrüßt uns nun. Es ist das Fischerhäuschen am Kapitän-Lorenz-Ufer. Es wurde bereits im Jahr 1560 urkundlich erwähnt. Damals war die Fischerei die Haupterwerbsquelle der Einwohner von Bad Münster. Das hat sich geändert. Mittlerweile verkauft man auch italienisches Eis…
Der Rheingrafenstein
Wir erreichen die Nahepromenade am Kurpark von Bad Münster am Stein. Hier liegt die einzige handgezogene Fähre Süddeutschlands. Die Fähre verbindet seit 1721 Bad Münster am Stein mit dem Huttental. Der Wanderpfad im Huttental führt hinauf auf den Rheingrafenstein.
136 Meter hoch erhebt sich der Rheingrafenstein an der Nahe gegenüber von Bad Münster am Stein-Ebernburg. Auf dem Rheingrafenstein steht eine Ruine. Es ist die ehemalige Burg Rheingrafenstein. Im 11. Jahrhundert wurde sie errichtet, thronte dann 600 Jahre über dem Nahetal bis sie im Jahr 1688 im pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört wurde.
Wir entscheiden uns das Wandern an der Nahe nicht für einen Ausflug zum Rheingrafenstein zu unterbrechen Uns erwarten im Kurpark lukullische Genüsse. Da kann die Ruine einfach nicht mithalten.
Tretbootfahren auf der Nahe
Die Tretboote gehören zu Bad Münster am Stein wie der Rheingrafenstein. Seit Generationen treiben die Gäste die rot-weißen Schiffchen (früher gab es auch blau-weiße) auf der Nahe auf und ab. An der Nahepromenade am Kurpark liegt der Bootsverleih. Eine halbe Stunde kostet für bis zu zwei Personen 5 Euro.
Kontakt:
Bootsverleih Hans-Joachim Gellweiler
Tel: +49 160 357 22 12
Mail: hajogellweiler@googlemail.com
Web: www.hajos-faehre.de
Wir folgen für einige Minuten dem beschaulichen Treiben der Tretboote bevor wir Kurs auf den Kurpark nehmen. Hier im Kurpark findet heute das Lebenslust – Gourmet- und Kunstfestival statt.
Lebenslust: Gourmet- und Kunstfestival
Das Gourmet- und Kunstfestival ist erreicht. Wir beenden das Wandern an der Nahe für heute, um es an einem anderen Tag fortzusetzen. Bei grob zwei Kilometern Wanderweg wollen wir nicht von Strapazen sprechen. Doch in der Magengegend macht sich ein gewisses Gefühl der Leere breit.
Wir betreten den Kurpark in Bad Münster am Stein und verlustieren uns ein wenig auf dem Festival. Das Thema „Gourmet“ fängt uns recht schnell ein. Erlesene Leckereien „drängen“ sich hier auf. Das Gefühl von Lebenslust spüren wir ganz deutlich.
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